»DER HALLE PROZESS«
MAJA REDLIN, HANNAH ENGLISCH (Leipzig) Team: NILS KRÜGER, CHRISTINA BRINKMANN, JAKOB SCHREITER, Leipzig
Die Publikation befragt die Umstände der Tat und ihre juristische Aufarbeitung.
Fons Hickmann
Wenn Gestaltung mehr ist als Design, wenn Typographie nutzbar ist und ästhetische Atmosphäre schafft, wenn Inhalte eine Form finden, die authentisch, klar und sinnvoll sind, wenn die Form zur Funktion wird, wenn Engagement sich konzentriert … Dann haben wir etwas Besonders, etwas Wichtiges, etwas, das wir durch eine Auszeichnung fördern können.
Am 9. Oktober 2019 versammelte sich die jüdische Gemeinschaft in ihrer Synagoge in Halle, um den Feiertag Jom Kippur zu begehen. Ein rechtsextremer Attentäter nahm das zum Anlass, eine verstörende Tat umzusetzen. Sein Plan war es, möglichst viele Menschen jüdischen Glaubens zu töten. Doch er scheiterte schon an der Eingangstür zum Gebäude, wandte sich frustriert ab, feuerte wahllos um sich und verletzte und ermordete sinnlos Menschen.
Das Buch »Der Halle-Prozess: Hintergründe und Perspektiven« beleuchtet akribisch den Vorfall selbst sowie die anschließende rechtliche Aufarbeitung. Beunruhigende Realitäten werden dabei klarer, zum Beispiel, dass die Synagoge zu keinem Zeitpunkt unter Polizeischutz stand, selbst an bedeutenden religiösen Feiertagen nicht. Die Publikation wirft ein Schlaglicht auf das tragische Ereignis und bettet es in einen weiten gesellschaftspolitischen Kontext ein. Kritische Essays, tiefgreifende Abhandlungen und kluge Interviews eröffnen eine tiefere Perspektive auf die Geschehnisse.
Die visuelle Gestaltung des Buches ist von schlichter Sachlichkeit geprägt, um die Schwere des Themas zu unterstreichen. Präzise gesetzte Schrift, sorgfältig positionierte Begleittexte und eine gute Druckqualität zeugen von einer tiefen Wertschätzung für den Inhalt.
Die Qualität der Arbeit zeigt sich im typografischen Konzept, das den individuellen Charakter der verschiedenen Standpunkte durch variable Satzspiegel widerspiegelt und eine bemerkenswerte Sorgfalt aufweist. Es wird verdeutlicht, dass ein Strafprozess allein nicht ausreicht, um die strukturellen Grundlagen des Antisemitismus aufzuzeigen. Daher ist diese Publikation von unschätzbarem Wert, nicht nur als Dokument, sondern auch als Wegweiser für die Zukunft.
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