Allzu oft denken wir noch, dass Design vor allem Produkte gestaltet. Und immer noch müssen sich Designerinnen und Designer gegen das Vorurteil wehren, ihre vordringliche Aufgabe sei es, die Dinge am Ende schön zu machen. Dabei liegt das große Potenzial von Design darin, Beziehungen zu gestalten, brauchbare Beziehungen, wie es Herbert Malecki schon vor über 50 Jahren formuliert hat. Cindy Marquardt und Marco Zichner ist es mit dem Diagnosetool MyeloAID gelungen, mehrere solcher brauchbaren Beziehung zu gestalten. Zunächst einmal ist – und das ist keine Selbstverständlichkeit – die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine vorbildlich gestaltet. Neben der genauen Analyse der Nutzererfahrung in diesem sehr speziellen medizinischen Bereich sorgt das Design der Bedienoberfläche für ein intuitives Nutzungserlebnis. Sodann wird mit MyeloAID auch die Qualität der Beziehung zwischen Patient:innen und medizinischem Personal signifikant erhöht. Es kommt eine sinnvolle Anwendung von Künstlicher Intelligenz zum Einsatz, mit dem das bis dato übliche, äußerst fehleranfällige menschliche Zählen der Blutzellen hinfällig wird. Das verkürzt einerseits den Patient:innen die quälende Dauer der Ungewissheit, andererseits verschafft es den medizinischen Anwender:innen wertvolle Zeit für Diagnose und Therapie. Die Tatsache, dass das Diagnosetool bereits in der Praxis erprobt wird, spricht für sich und zeigt: Gutes Design verbleibt nicht in der Theorie.