SPUREN VON KOBALT


Valena Ammon (Halle / Saale)
Das vorliegende Projekt zeigt auf, wie gestalterisches Forschen durch das Zusammenspiel von praktischem und theoretischem Arbeiten verbunden werden kann. Beide führen zu Erkenntnisgewinn und ermöglichen ein tiefes Eintauchen in Themenbereiche und damit verknüpfte Materialitäten. Wir finden uns in historischen Minen des Erzgebirges wieder, Tagebauanlagen im Kongo, Autobatterien und Mikroorganismen. Wir begeben uns auf eine Spurensuche nach einem kritischen Rohstoff.
Amelie Klein
Design wird oft missverstanden. Hören die Leute das Wort „Design“, denken sie an teure Stühle, dysfunktionale Saftpressen oder das neueste Handymodell.
Kurzum: Sie denken an Kommerz. Und zum Teil stimmt das auch, aber eben nicht nur. Denn Design ist auch eine kulturelle Disziplin, die ihren Aktionsradius deutlich weiter bemisst als in Dingen, die man kaufen kann. Design schlägt die Brücke zwischen Ideen, Prozessen, Systemen und ja, auch Gegenständen, die nicht zusammenzupassen scheinen. So kann es helfen, die Welt zu verstehen und zu navigieren, in all ihrer Komplexität und Widersprüchlichkeit.
Dies zu untersuchen, ist die Aufgabe von Designforschung. „Spuren von Kobalt“ ist dafür geradezu beispielgebend. Auf ihrer Suche nach dem Schwermetall zeigt uns Valena Ammon, wie spannend, vielfältig und allgegenwärtig Design ist. Sie findet Kobalt auf Porzellan und Glas, aber auch in Bleichmittel, Tierfutter, Kassetten, Akkus, Batterien, Gitarrensaiten, Magneten, Werkzeugen, Hüftprothesen, Lacken, Kurbelwellen und im menschlichen Körper. Sie führt uns zum Tiefseeboden, ins Erzgebirge und in den Kongo. All das und viel mehr verknüpft sie zu dichten welt- und zeitumspannenden Netzwerken.
Dabei erweist sich Valena Ammon als fabelhafte Erzählerin. Als Trägermaterial für ihre Geschichten wählt sie keramische Fliesen. In sechs Motiven geht sie - wie in Kapiteln - unterschiedlichen Erzählsträngen nach: Bacterial Tales etwa berichtet von Mikroorganismen und Halbleitern, in Cobalt’s Communities wiederum lernen wir, dass Kobalt nie allein ist, sondern immer in Gesellschaft anderer Metalle. Dass alle sechs Fliesenserien auch noch außerordentlich gestaltet sind, ist ein erfreulicher Nebeneffekt.
In diesem Sinne hat Valena Ammon mit „Spuren von Kobalt“ nicht nur herausragende Designforschung betrieben. Sie hat auch einen poetischen, wissens- und gedankenreichen Beitrag dazu geleistet, zu veranschaulichen, was Design ist: nämlich fast alles - zumindest in Spuren.
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