Nominierte — Sächsischer Staatspreis für Design

Preisträger:innen

BROT-PROJEKT

Maciej Chmara, Anna Rosinke

chmararosinke (Berlin)

Ein Laib oder eine Scheibe Brot mag einfach erscheinen, aber die Materie Brot hat eine eigentümliche Komplexität. Von geopolitischen Kontexten über mikrobiologische Prozesse bis hin zu multisensorischen Erfahrungen – Brot und Brotbacken können ein völlig neues Universum und Wege für transformative Designpraktiken eröffnen. Das Designduo Chmara.Rosinke erforschte diese Komplexität von Brot im österreichischen Pavillon auf der London Design Biennale 2023.

Brot wird in Österreich, Deutschland und vielen Ländern der Welt täglich gegessen. Dieses Grundnahrungsmittel ist oft eine Hauptnahrungsquelle. Im globalen Norden wird Brot meist als selbstverständlich angesehen; eine Nahrungsmittelknappheit wird selten angesprochen – seien es die geopolitischen Auswirkungen oder die Auswirkungen auf die soziale Stabilität einzelner Länder.

In den letzten Jahren gab es einen kulturellen Aufschwung rund ums Brot. Bäckereien, die wie schicke Boutiquen aussehen, schießen in städtischen Gebieten aus dem Boden und Heimbäcker:innen beschäftigen sich mit fast wissenschaftlicher Akribie mit dem Thema Sauerteig und entfachen damit einen privaten Wettstreit gegen die stark industrialisierte Brotproduktion.

Der psychische Stress der weltweiten Pandemie-Lockdowns hat den beginnenden Hype um das Brotbacken nur noch verstärkt. Was können wir aus diesem komplexen und faszinierenden Themengebiet in Bezug auf die Disziplin Design lernen? Eines davon ist die Aufklärung über die Gärung – sie hat ihren kulturellen und historischen Ursprung in Brot und Bier. Dieses Verfahren ist in der Medizintechnik und Lebensmittelindustrie weiter verbreitet, als wir vielleicht denken. In Form der Präzisionsfermentation nutzt die Menschheit die Fähigkeiten von Mikroorganismen noch stärker und wird in den kommenden Jahren die Lebensmittel- und Materialproduktion revolutionieren. Vor allem aber ist das Produkt Brot und seine Herstellung emotional aufgeladen.

Farbe, Form, Haptik, Geruch und Geschmack eines frisch gebackenen Brotes sind ebenso wichtig wie die Sinnlichkeit des Prozesses. Teigverarbeitung und Brotbacken sind multisensorische Erlebnisse mit therapeutischer Qualität und können in unserer Zeit als Kulturtechnik und Inspirationsquelle einer transformativen Gestaltungspraxis eine ganz neue Bedeutung erlangen.

Website: www.chmararosinke.com

C.O.W. – Circular Organic Waste

Karl Schinkel, Björn Naumann (Halle/ Saale)

Open-source Kochstelle und autarke Energieproduktion

Bioabfälle sind eine Ressource. Durch bakterielle Zersetzung können aus Pflanzenresten und
Gülle Kochgas und Dünger generiert werden. Diesen Prozess wollen wir durch einen niederschwelligen Aufbau öffnen und in kleine lokale Gemeinschaften tragen. Vor Ort wird damit unabhängig Energie zur Lebensmittelzubereitung und -produktion bereitgestellt und zugleich Raum geschaffen für ein geselliges Beisammensein.

C.O.W – Circular Organic Waste ermöglicht eine autarke Energiegewinnung, vermittelt ein konkretes Begreifen zu dessen Verbrauch und stellt zugleich einen Raum des sozialen Austauschs bereit.
Mit C.O.W. werden Bioabfälle durch natürliche Zersetzung zu Brenngas und Dünger aufgewertet und dienen somit der Gemeinschaft als Ressource für lokale Nahrungsmittelproduktion und -verarbeitung.

Die Nutzung von C.O.W. ist verblüffend einfach: Die bei der Zubereitung von Speisen anfallenden Bioabfälle oder Speisereste müssen gesammelt und zerkleinert werden. Je kleiner die Reste, desto mehr Oberfläche steht den Bakterien zur Verfügung, d.h. desto reaktiver ist die Biomasse. Die Abfälle werden dem Fermenter über den Trichter zugeführt. Der Anteil der Trockenmasse sollte dabei etwa 20-25% betragen, sprich auf einen Liter Festmasse kommen vier Teile Wasser. Als Starterkultur eignen sich Gülle bzw. alle Arten von tierischer (aber auch menschlicher) Exkremente.
Nach einigen Tagen bildet sich unter Luftabschluss Methan und das Sperrventil am Fermenter sollte geöffnet werden. Nun entweicht das Methan über die Filter direkt in den Gasspeicher. Bei Nutzung des Gases wird nun das zweite Sperrventil geöffnet. Der Kocher wird entzündet, und damit kann das Kochen beginnen. Nach der Nutzung ist die Gaszuleitung zu schließen.

Aus den angefallenen Bioabfällen des gemeinsamen Kochvorgangs kann nun das Gas für die nächsten Nutzer:innen produziert werden.

Gestaltungszentrale Politik

Jule Helene Leinpinsel, Philipp Cartier, Frederik Kampe, Lisa Heinze, Norbert Lein, Robert Schröter (Kassel / Berlin)

Team: Prof. Dr. Sven Siefken, Institut für Parlamentarismusforschung (Berlin)

Als Gestaltungszentrale Politik unterstützen wir die Politik dabei, die dynamischen Herausforderungen unserer Zeit umfassender zu begreifen und passgenaue Lösungen zu finden. Bei dieser Gestaltungsbegleitung greifen wir auf Denkweisen und Methoden des Designs zurück, um politische Entscheidungsprozesse zu bereichern.

Der zentrale Gestaltungsprozess politischer Gestaltung ist die parlamentarische Gesetzgebung. Diese ist stark kodifiziert, auch um die Stabilität unserer Demokratie zu gewährleisten. Sie bietet daher aus guten Gründen kaum Möglichkeiten für eine unkonventionelle und kreative Gestaltung. Es stellt sich also die Frage, wo wir unsere Expertise einbringen können.

Um das parlamentarische System des Deutschen Bundestages besser zu verstehen, haben wir uns mit dem Institut für Parlamentarismusforschung (IParl) zusammengetan. Im Austausch mit dem Politikwissenschaftler Prof. Dr. Sven Siefken wurde deutlich, dass insbesondere der vorparlamentarische Prozess für unseren Ansatz sehr interessant ist. Hier sind die Parlamentarier:innen, die Bundesregierung und die Vertreter:innen der Länder im Bundesrat sehr frei, wie sie einen Gesetzesentwurf erarbeiten. Trotz dieser enormen Freiheit wird das Gestaltungspotenzial aufgrund des strukturkonservativen Umfeldes oft nicht ausgeschöpft. Gleichzeitig ist der gesamte vorparlamentarische Bereich eine große politikwissenschaftliche Forschungslücke. Sven Siefken berichtet von methodischen Defiziten, um mit der hohen Individualität der Verfahren umgehen zu können.

Im November 2023 werden wir daher ein gemeinsames Forschungsprojekt starten, in dem die politikwissenschaftliche Forschung um Methoden der praktischen Designforschung erweitert wird. Sinnvolle Ansätze sehen wir in der Reduktion von Komplexität und der Sichtbarmachung unsichtbarer Strukturen und Mechanismen durch die Visualisierung einzelner Prozesse. In dieser Grundlagenforschung sehen wir eine Voraussetzung für erfolgreiche Transformationsprozesse in der Politik.

Preisträger:innen

Kiosk of Solidarity

Dr. Moritz Ahlert, TU Berlin / transformingsolidarities (Berlin)

Team: Ondine Pannet, Sebastian Schmitt, David Voss, Marie Schuster, Lisa Petersen, Bureau Est (Leipzig), Alex Römer, Andries de Lange, Jan Stricker, Ana Helena Takano, Felix Zahner, Peter Zuiderwijk, Construct Lab (Berlin), Arthur Bonifay (Paris)

Der Kiosk der Solidarität ist ein urbanes Design-Format, das in den umkämpften gesellschaftlichen Feldern Berlins interveniert. Elf Berliner Initiativen und Projekte, die solidarische Praxis leben/gestalten, nutzen den Kiosk von Juni bis Ende August 2023 an unterschiedlichen Orten Berlins jeweils für einige Tage. In vielfältigen Formaten bringen sie Nachbar:innen, Mitstreitende und andere Interessierte zusammen und tragen ihre solidarische Praxis temporär in den öffentlichen Stadtraum. Studierende der TU Berlin (Architektur, Urban Design und Gender Studies) unterstützen die Initiativen bei der Realisierung des Kiosks im Stadtraum.

Der durch die Stadt wandernde und sich über die verschiedenen Nutzungen wandelnde Kiosk der Solidarität wird in den Sommermonaten zu einem kollektiven und interventionistischen Archiv solidarischer Praxis in Berlin. Ergebnisse aus den Aktionen und Veranstaltungen der beteiligten Initiativen werden in Form von Slogans, Fragen, Postern und Fanzines auf den Wänden und dem Dach des Kiosks gesammelt und dokumentiert. Diese Sammlung wird begleitend zur internationalen Konferenz des interdisziplinären Forschungskonsortiums „Transforming Solidarities: Praktiken und Infrastrukturen in der Migrationsgesellschaft“ mit dem Kiosk ab dem 05. Oktober 2023 in der Ausstellung Spaces of Solidarity im Deutschen Architektur Zentrum (DAZ) in Berlin zu sehen sein.
Der Kiosk der Solidarität ist eine Kooperation des Berliner Forschungsprojekts Transforming Solidarities (TU/FU/HU/Charité) und des Architekturkollektivs ConstructLab.

Beteiligte Initiativen: Berlin Arrival Support, Bilgisaray, Deutsche Wohnen & Co Enteignen, Gesundheitskollektiv Neukölln, Klasse Klima, Kumi*13, Nachbarschaftsinitiative Habersaathstraße, RuT – Frauen Kultur & Wohnen, TransVer _ Ressourcen-Netzwerk zur interkulturellen Öffnung.

Konzept und Kuration entstanden mit dem Transforming Solidarities-Projekt. Der Kiosk der Solidarität wird mitfinanziert durch den Berliner Projektfonds Urbane Praxis und durch das Forschungsprojekt Transforming Solidarities.

Website: www.transformingsolidarities.net

Opencyclone

Lion Sanguinette, Jonathan Stein (Halle/ Saale)

Eine Produktionsplattform für Open Source-Hardware

Open Source und wirtschaftliche Effizienz schließen sich nicht aus. Um dies zu veranschaulichen, haben wir ein herkömmliches Industrieprodukt – einen Staubsauger – entworfen, der in drei verschiedenen Komplexitätsstufen hergestellt werden kann. Sowohl private als auch kommerzielle Akteur:innen können sich Opencyclone aneignen. Die Baupläne sind in drei Stufen erhältlich – DIY, Advanced und Professional – und können über os-systems.eu heruntergeladen werden. Unsere Designleistung sehen wir neben der Produktentwicklung vor allem darin, die hochgeladenen Projekte möglichst zugänglich zu gestalten, dies geht unserer Meinung nach bei herkömmlichen Plattformen meist verloren.

Website: www.os-systems.eu

PackVac – Verpackungspfandsystem

Namju Kim, Merle Nau, Se Hyeon Won, Kyoungjin Lee (Halle/ Saale)

Viele Styroporverpackungen für Haushaltsgeräte werden nicht recycelt und weggeworfen. Wir schlagen eine neue Verpackung namens „PackVac“ vor, die über das Pfandsystem wiederverwendet werden kann.

PackVac ist ein modulares Verpackungssystem, welches es den Firmen und Endverbraucher:innen ermöglicht, unterschiedliche Größen und Formen individuell und sicher zu verpacken. Im Gegensatz zu bisherigen Styroporverpackungen, bei denen EPP-Partikel für jede Produktform verschweißt werden müssen, kann es an die Form der verschiedenen Produkte angepasst und mit Vakuum fixiert werden. Mithilfe eines Vakuumsystems werden die Module in ihrer Form verhärtet und garantieren somit einen sicheren Transport. Zuerst legt man PackVac in den Karton, dann legt man das Produkt darauf und verpackt es mit einem weiteren PackVac. Wenn man die Luft abgesaugt hat, ist die Verpackung fertig. Schnell und einfach kann so jede beliebige Form sicher geschützt und versendet werden.

PackVac gibt es in insgesamt drei Größen. Die kleine Größe eignet sich zum Verpacken von Tablets oder Laptops, die mittlere Größe für Kaffeekannen oder Mikrowellen und die große Größe für Kühlschränke oder Fernsehgeräte.

PackVac wird aus biologisch abbaubarer Bio-PE-Folie und EPP-Partikeln hergestellt – und das ganz, ohne die EPP-Partikel zu verschweißen. Die zwei Materialien PE und EPP sind leicht voneinander zu trennen und können somit gut recycelt werden.

Sollte das Verpackungsmodul einmal nicht mehr gebraucht werden, findet es mithilfe eines internationalen Pfandsystems seinen Weg zur Firma zurück und wird in einen neuen Kreislauf eingebunden. Elektronikgeschäfte, die elektronische Produkte verkaufen, werden zu Pfandläden. Den Standort des nächstgelegenen Pfandladens können Verbraucher :innen über die PackVac-Website finden. Dort können die Verbraucher:innen den Barcode einscannen und erhalten die Pfandgebühr, wenn sie PackVac zurückgeben.

Website: www.sites.google.com/view/packvac?usp=sharing

Preisträger:innen

Radiator Flask – Kühlelement aus Ton

Valerio Sampognaro (Hamburg)

Der Radiator Flask ist ein modulares Kühlelement aus Ton, welches durch Verdunstungskühlung die Umgebungsluft und Räume kühlt. Die Elemente sind bei 950°C geschrüht und mit Wasser befüllt. Der porös bleibende Ton saugt das Wasser auf, färbt sich dabei dunkel und macht den Füllstand sichtbar. Umströmt warme Luft die Objekte, verdunstet das außen liegende Wasser, indem es Energie aus der Luft aufnimmt und sie dadurch abkühlt. Gleichzeitig verringert sich der Energiegehalt des zurückbleibenden Wassers, was die Objekte ebenfalls merklich abkühlen lässt. Je größer die Oberfläche der Objekte, desto stärker ist der Kühlungseffekt.

Der modulare Aufbau ermöglicht einerseits in sich geschlossene Objekte – zwischen Vase, Dekorationsobjekt und Kühlelement –, andererseits stehende oder hängende räumliche Strukturen.
Die Funktionsweise ist angelehnt an die der Maskatischen Fensterkühler aus dem arabischen Raum, bei denen mit Wasser gefüllte, in Erkern platzierte Vasen die Räume kühlen.

Ausgangspunkt war die Auseinandersetzung mit der Herstellung traditioneller sizilianischer Keramiken in der Werkstatt meiner Tante Sonia N. in Caltagirone. Ihre Herstellungsmethode des Tonpressens erinnerte mich an die von aus Blech gepressten Rippenheizkörpern. Durch die Übersetzung deren Form und Herstellungsweise in den Ton ergab sich die gesuchte große Oberfläche bei gleichzeitiger Herstellbarkeit.

Die heutzutage rein dekorativen Keramikobjekte haben meist funktionale Ursprünge im Alltag des vormodernen, landwirtschaftlich geprägten Siziliens, sind also auch Ausdruck des damaligen Verhältnisses zwischen Mensch und Natur. Als ein heutiger Ausdruck dieser Beziehung schafft das Kühlelement eine Verbindung zwischen lokalem Kunsthandwerk und den sich verschärfenden klimatischen Veränderungen in der Region und reiht sich als funktionales Ornament auf gewisse Weise in die Tradition ein.

STREEV – Neue Wertschöpfung von Holzprodukten

Max Kersten Boll, Kay Marten Boll, Tilo Max Schmäling (Rantzau OT Sasel)

Im Modell-Projekt STREEV erproben wir ein ambitioniertes Design-Prozessmodell mit dem Ziel, die Wertschöpfung von Holzprodukten verantwortungsvoll zu steigern und traditionelle Methoden mit digitaler kooperativer Entwicklung zu verbinden. Unsere Vision ist ein nachhaltiger gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Wandel durch Ermächtigung und Vielfalt im Arbeitsalltag.

Das STREEV-System nutzt das Potenzial von Holzverbindungen und individueller, automatisierter Produktion, um hochwertige Produkte aus lokalen Rohstoffen zu gestalten. Die Verwendung von Holz-Holzverbindungen ermöglicht das Zerlegen, Reparieren und Recyceln bei unveränderter Qualität des Holzes. Der überschaubare und nachvollziehbare Rahmen vereinfacht das Durchdringen der Prozesse und die gemeinschaftliche Aushandlung über verantwortbare Auswirkungen.

Die Ausgangssituation für die sozialen und ökologischen Auswirkungen ist ein begrenzter geografischer Raum in Bezug auf Materialien, aktuell in der ländlichen Region des östlichen Schleswig-Holsteins angesiedelt. Wir kooperieren mit kleinen Sägewerken und Handwerksbetrieben, um die nötige ergänzende Technologie zur Produktion von qualitativen, „neuartigen“ Holzprodukten zu ermöglichen. Der im Projekt entwickelte Maschinenprototyp orientiert sich wiederum an räumlich verfügbaren Produktionsmitteln, beruflicher Bildung sowie deren traditioneller Einbindung.
Der geografische Raum als Designparameter ist die Grundlage für Vielfalt in urbanen und strukturschwachen Regionen in Form von konkreten Arbeitswelten in unserem Prozessmodell.
Durch interdisziplinäre Ansätze entwickeln wir ein Design-Prozessmodell, das den Raumbezug als Verständnisrahmen betont und nachhaltige Entwicklungen fördert.

Das Design-Prozessmodell wird kontinuierlich durch Ergebnisse verbessert und hoffentlich auf weitere Produktionszweige und Räume in der Zukunft angewendet. Unser Ziel ist eine verantwortungsbewusste, gleichmäßig verteilte Skalierung für sozial-ökologischen Wandel.

Preisträger:innen

Teilhabe-App „Wunschpaket“

Mirjam Bauer, Nora Karl (Münster)

Team: Franz Sales Hauses (Essen)

Selbstbestimmte Teilhabe am Arbeitsleben ist für Menschen mit Behinderung derzeit kaum möglich, denn die gesellschaftlichen Strukturen lassen wenig Raum für eigene Wünsche.
Gemeinsam mit fünf jungen Erwachsenen mit geistiger Behinderung ist in einem partizipativen Design-Prozess ein barrierefreier Leitfaden entstanden, der Menschen mit Behinderung hilft, Berufswünsche zu entdecken und zu artikulieren, um so eine selbstbestimmtere Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen.

Der als „Wunschpaket“ bezeichnete Leitfaden umfasst ein Leporello und eine App und macht einen Methodenprozess zugänglich, der Teilnehmende befähigt, Berufswünsche herauszufinden und gegenüber Mitmenschen und Institutionen der Berufsbildung zu artikulieren. Das Leporello zeigt in aussagekräftigen Motiven die drei Dimensionen Aktivität, Soziales und Umfeld der Berufsfindung auf. Die Motive lassen sich scannen und verweisen per Augmented Reality auf die App. In der App bieten zwei auf Bildauswahl beruhende Methoden eine Entscheidungshilfe bei der Berufswahl. Die gefilterten Präferenzen werden in ein illustratives Gesamtergebnis übersetzt. Sie lassen sich über die App jederzeit wieder abrufen und vor Augen führen. Dabei dient das Leporello als physische Erinnerungsstütze, aber auch als Medium zur Artikulation dieser Präferenzen gegenüber Mitmenschen und Institutionen der Berufsbildung.

Durch partizipative Gestaltungsmethoden und den Einbezug der Zielgruppe wurden Barrieren identifiziert und Lösungen entwickelt, die den individuellen Bedürfnissen gerecht werden. Ohne die Berücksichtigung der Wünsche von Menschen mit Behinderung sind wir als Gesellschaft nicht in der Lage, die Arbeitsumstände entsprechend anzupassen. Das Wunschpaket ermöglicht Menschen mit Behinderung, ihre Präferenzen und Wünsche zu entdecken und auszudrücken und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Schaffung inklusiver Arbeitsbedingungen.

„Wunschpaket“ ist mit freundlicher Unterstützung des Franz Sales Hauses in Essen entstanden, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung.

Preisträger:innen

Umherschweifende Design-Unterstützung

Prof. Jesko Fezer, Öffentliche Gestaltungsberatung St. Pauli (Hamburg)

Team: Studierende der HFBK-Hamburg

Eine mobile öffentliche Gestaltungsberatung auf St. Pauli

Die Öffentliche Gestaltungsberatung und der Verein für Gemeinwesenarbeit „GWA St. Pauli“ wollen gemeinsam eine mobile Beratungsstelle für den Stadtteil St. Pauli aufbauen. Die seit 2011 vom Studio Experimentelles Design der HFBK Hamburg angebotene wöchentliche Design-Unterstützung soll in der Nachbarschaft umherschweifen und so zugänglicher für bisher nur schwer erreichbare Personengruppen werden. Dafür wollen wir einen rollenden Info-, Besprechungs- und Agitationsraum entwerfen und bauen.

Die Gestaltungsberatung kooperiert mit Menschen in St. Pauli und darüber hinaus, die aus ökonomischen oder soziokulturellen Gründen keinen Zugang zu Design haben oder daran gehindert werden, ihre eigene Gestaltung auszuüben. Seit über zehn Jahren nehmen wir immer mittwochs um 18 Uhr in der offenen Designsprechstunde am Hein-Köllisch-Platz Anfragen von Anwohner:innen entgegen und bearbeiten mit ihnen deren Alltagsprobleme. Wir haben in den letzten Jahren rund hundert Projekte realisiert, die vom Stauraumproblem einer alleinerziehenden Mutter bis hin zur Umgestaltung einer Drogenberatungsstelle und vom neuen Teenie-Hochbett mit Katzenbaum bis zum Design einer Demonstration für die Seenotrettung reichten.

Um nach Corona und dem Verschwinden vieler von Armut Betroffener aus dem öffentlichen Leben, unser Kooperationsangebot wieder neu im Stadtteil zu verankern, möchten wir die Idee der aufsuchenden Sozialarbeit aufgreifen. Die Umherschweifende Design-Unterstützung möchte ab Frühling 2024 zusätzlich zur Mittwochssprechstunde vor Häusern, auf Plätzen oder bei Stadtteilfesten eine mobile Gestaltungsberatung anbieten. Das Mobil soll gemeinsam mit der GWA und Anwohner:innen entwickelt und genutzt werden. Die konkrete Gestaltung der umherschweifenden Gestaltungsberatung wird im Wintersemester 2023 erarbeitet werden. Die beigefügten Abbildungen zeigen mobile Räume aus früheren Projekten.

Website: www.gestaltungsberatung.org

Die Nominierten

C.O.W. – Circular Organic Waste

Gestaltungszentrale Politik

Kiosk of Solidarity

Opencyclone

PackVac – Verpackungspfandsystem

Radiator Flask – Kühlelement aus Ton

STREEV – Neue Wertschöpfung von Holzprodukten

Teilhabe-App „Wunschpaket“

Umherschweifende Design-Unterstützung

BROT-PROJEKT

C.O.W. – Circular Organic Waste

Gestaltungszentrale Politik

Kiosk of Solidarity

Opencyclone

PackVac – Verpackungspfandsystem

Radiator Flask – Kühlelement aus Ton

STREEV – Neue Wertschöpfung von Holzprodukten

Teilhabe-App „Wunschpaket“

Umherschweifende Design-Unterstützung

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