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BREAK-UP LAB
Sophia Reißenweber (Halle / Saale)

Das Break-up Lab widmet sich dem Ende einer emotionalen Beziehung: der zwischen dem Textil und seinen vorherigen Besitzer:innen. In Kooperation mit lokalen Forschungsinstituten und Textilrecylcingakteur:innen entwickelt das Lab zukunftsfähige Recyclingprozesse für Alttextilien mit Polyesterfaseranteil.
Laudatio
Eva Howitz – Juryvorsitzende
In den letzten 50 Jahren hat sich die Nutzung fossiler Rohstoffe in der Textil- und Modeindustrie verfünffacht. 60 Prozent aller verkauften Fasern etwa sind aus Polyester, einem Alleskönner – der aber auch ein Alles-In-Gefahr-Bringer ist. Polyester kann sein wie Wolle, Seide oder Flachs. Es kann glänzen, fließen, stumpf sein und hart. Aber es gibt Mikroplastik frei, welches mittlerweile sogar in unseren Hirnen und in der Muttermilch nachgewiesen wurde. Umso wichtiger ist es, Lösungen für den Umgang mit dieser Ressource, die aus Hunderten Millionen Jahren gereiftem Erdöl gewonnen wird, zu erproben und aufzuzeigen. Ein weit verbreitetes Problem ist der Einsatz von Polyester bei Mischfasern. Es ist im Moment noch nicht möglich, hier einen wirtschaftlichen wertstofflichen Kreislauf zu erzeugen. Ein Kilogramm „Virgin-Polyester“ kostet im Jahr 2025 1,90 Euro. Dies ist sicherlich einer der Hauptgründe für die nur langsamen Fortschritte bei Recycling-Innovationen auf dem Gebiet. Sich im Rahmen einer Masterarbeit im Industriedesign mit dieser umfassenden Herausforderung zu beschäftigen, erkennt die Jury des Sächsischen Staatspreises für Design 2025 an. Wir leben Made in Plastik und konsumieren wenig reflektiert Mischfasern in Kleidung, Gebrauchsgegenständen und Verpackungen. Sophia Reißenweber legt den Finger in diese Wunde. Ergebnisse aus ihrer Auseinandersetzung werden im Rahmen des „Break-up Labs“ sichtbar. Reißenweber nimmt insbesondere biotechnologische Prozesse in den Blick. Die Gesellschaft braucht mehr Information zu diesem Thema – und das Break-up Lab klärt auf. Die Arbeit zeigt einen Weg heraus aus der Misere. Dass Designpraxis auch ein Mittel zur Translation ist, wird in ihrer Arbeit sichtbar. Es ist zeitgemäß, Design nicht nur als materielles Produkt, sondern auch in Form von Forschung und Systemen zu denken. Es gibt Lösungen, wir müssen sie nur weiterverfolgen und mit den richtigen Partner:innen angehen. Nutzen wir die Alttextilien, die bereits im Umlauf sind. Wie wäre es, wenn wir uns endlich ehrlich und ästhetisch innovativ mit ihrem Wert befassten?
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