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REFIB – RECYCLINGFIBROIN ALS TEXTILVEREDELUNG
KIM CORDES (Wurzen)

Durch biochemisches Recycling werden im Produktzyklus der Seide bislang ungenutzte Potenziale freigesetzt. Ihre Farbe, die glänzenden wie haptischen Eigenschaften werden auf andere Materialien übertragen.
Laudatio
Johannes Hünig
Der Rohstoff Seide steht seit Jahrtausenden für Exklusivität – aus gutem Grund: Textilien, die aus den Fasern der Seidenspinnerraupe gefertigt werden, haben haptische Qualitäten, die so von keinem anderen Material erreicht werden. Es spricht für sich, dass das rare Naturmaterial Seide bis heute nicht durch künstlich erzeugte Fasern verdrängt werden konnte und trotz geringen Anteils an der weltweiten Textilproduktion noch immer stark nachgefragt wird, was sich in hohen Preisen spiegelt. Allerdings hat die Seidenproduktion unbestreitbare Schattenseiten: Die Aufzucht der Seidenspinnerraupen ist energieintensiv und bringt noch immer häufig den Einsatz von Pestiziden mit sich; von ethischen Aspekten hinsichtlich des Tierwohls ganz zu schweigen. Viel spricht also dafür, Seide zu recyceln, um das Material möglichst lange im Stoffkreislauf zu belassen. Das Projekt »ReFib – Recyclingfibroin als Textilveredelung« untersucht die Möglichkeiten des Wiederverwertens von Seide auf eine neuartige Weise, indem es dort ansetzt, wo das Material bisher schwer zu rezyklieren war: bei gemischten Geweben. Mithilfe eines non-toxischen Verfahrens werden Seidenfibroine aus Mischgeweben und Produktionsabfällen gelöst. Die gewonnenen Fibroine ermöglichen Gewebebeschichtungen und die Veredelung etwa von Wollgarnen. Die Farbe der Seide, ihre glänzenden wie taktilen Eigenschaften können so auf andere Materialien übertragen werden, was ganz neue Produkteigenschaften möglich macht. Die Jury überzeugte nicht nur der innovative Ansatz, bisher ungenutzte Potenziale im Textilrecycling zu heben und den Produktzyklus des wertvollen Rohstoffs Seide zu verlängern, sondern auch die optische und haptische Qualität der veredelten Textilien, die einen Praxiseinsatz – gerade im Zusammenspiel mit heimischen Fasern wie Wolle – naheliegend erscheinen lässt.
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